|
|
UNAS - Das Gebäude als systemische Gesamtkonzeption
|
Der industrielle Bauprozess mit seinen zahlreichen Vorteilen gegenüber dem konventionellen Bauen sowie die
Wandlungsfähigkeit der Gebäude in räumlicher und installationstechnischer Hinsicht stehen im Zentrum
des universellen nachhaltigen architektonischen Strukturmodells (UNAS). Im Zusammenspiel der Momente ergibt sich für
nach Modell UNAS erstellte Gebäude eine erhöhte Life Cycle Performance gegenüber Gebäuden konventioneller Bauart.
|
MODELL
|
An seiner interdisziplinären Entwicklung sind Architekten, Tragwerks- und Gebäude-technikingenieure, Bauphysiker sowie
Fachleute des Nachhaltigen Bauens beteiligt. Der morphologische Ansatz – Tragstruktur als Installationsraum sowie organisierte
Lagebeziehungen zwischen Tragwerk / Hülle und Medien – bildet die Grundlage zur Entwicklung des Modells. Dieses ist in neun
topologische Ebenen gegliedert, welche angefangen bei den externen Parametern wie Klima, Topografie, städtebauliche Situation
etc. bis zu den Ausrüstungen und Apparaten alle Bestandteile eines Gebäudes erfassen. Das Modell definiert das Gebäude als systemische Gesamtkonzeption.
Einen zentralen Stellenwert in der Entwicklung nimmt die raumhaltige Tragstruktur ein, welche dem Gebäude generisch als zugängliches
Leitungstrassee dient und welche in organisierten Lagebeziehungen zur Medienführung steht. In unmittelbarer Korrespondenz dazu stehen die
dezentrale, modulare Gebäudetechnik sowie die Ausbildung raumhaltiger Hüllen, welche Teile der HLK - Komponenten integrieren.
|
Abb. 1
Struktur als Netzwerk, organisierte Lagebeziehungen
|
NUTZEN
|
Der Gesamtnutzen eines nach Modell UNAS erstellten Gebäudes liegt in einer erhöhten Life Cycle Performance
gegenüber Gebäuden konventioneller Bauart. Dieser gliedert sich in folgende Teilnutzen auf:
|
_Integrierter Planungsprozess: Building Information Modeling (BIM) ist das UNAS - adäquate Instrument zur
integrierten Planung eines Gebäudes. Die Planung von Architektur, Tragwerk und sämtlicher Medieninstallationen wird
in einem informierten Gesamtmodell koordiniert. BIM ermöglicht eine präzise Projektsteuerung und bildet die Basis der
durchgängigen digitalen Datenkette für Planung, Produktion und Betrieb des Gebäudes (Facility Management).
|
_Industrieller Bauprozess: Durch die industrielle Vorfabrikation der Gebäudeteile ab Erdgeschoss
und deren konsequenten Trockenmontage ist das Gebäude schnellstmöglich erstellt, in der Regel in der halben bis
in zwei Dritteln der Bauzeit eines Gebäudes konventioneller Bauart. Dies bei geringerer Schadenhäufigkeit und
erhöhter Qualität der Ausführung. Das Gebäude verursacht geringere Finanzierungskosten während
der Bauphase und ist schneller am Ertrag. Bereits ein halbes Jahr früher am Ertrag bedeutet eine halbe Jahres-Bruttorendite
Vorteil gegenüber dem Ertragsbeginn eines Gebäudes konventioneller Bauart.
|
_Wandlungsfähigkeit: "Die Zukunft der allermeisten Gebäude ist die Umnutzung", so ein Zitat der
Zeitschrift Archithese vor zirka zehn Jahren. Diese Feststellung hat an Dringlichkeit zugenommen, seit der sich erhöhende
Globalisierungsdruck Menschen, Waren und Dienstleistungen steigender Fluktuation aussetzt. Ein nach Modell UNAS erstelltes
Gebäude ist in der Lage, ohne Rohbauarbeiten an zukünftige Nutzungsänderungen angepasst zu werden - räumlich
und installationstechnisch - insbesondere auch von niedrig zu hoch installierten Nutzungen, innerhalb eines breiten städtischen
Spektrums (Dienstleistung, Forschung, Schulung, Praxen, Wohnen, Hotel etc.).
|
Abb. 2
Städtisches Gebäude mit wandelbaren Mischnutzungen Visualisierung
|
Abb. 3
Städtisches Gebäude mit wandelbaren Mischnutzungen
Grundriss Erstnutzung (niedrig installiert) und Folgenutzungen (hoch installiert)
|
_Geordnetes Recycling: Am Ende des Lebenszyklus angelangt, wird ein
nach Modell UNAS erstelltes Gebäude demontiert, nach Materialien sortiert,
Teile davon weiterverwendet und die restlichen Komponenten geordnet rezykliert. Dies im
Gegensatz zum Abbruch von Gebäuden konventioneller Bauart, wo schweres Gerät unter
grossem Energieaufwand Berge von Mischgut erzeugt, welches zumeist nur noch als Füllmaterial Verwendung findet oder deponiert wird.
|
_Nachhaltigkeit: Die Dauer des Lebenszyklus eines Gebäudes ist eines der wesentlichen Kriterien bezüglich
dessen Nachhaltigkeit, nebst der verkehrstechnischen Lage (wie viel und welche Art von Verkehr erzeugt das Gebäude?),
der aussen- und innenräumlichen architektonischen Qualität (Heimatbildung, wie viel Mobilität erzeugen die
Benutzer und die Anwohner des Gebäudes?) und dem ökologischen Betrieb.
Ein nach Modell UNAS erstelltes, wandlungsfähiges Gebäude erfährt
einen wesentlich längeren Lebenszyklus als ein monofunktionales nach konventioneller Bauart. Droht letzterem oft nach
ca. 40 Jahren der Abbruch, da die Eingriffe in Substanz und Gebäudetechnik für eine angemessene Erneuerung zu gross
sind (Stichwort "Ersatzneubau", betrifft aktuell Bauten aus den 60er bis 70er Jahren), kann ein räumlich und
installationstechnisch wandlungsfähig konzipiertes Gebäude nach 40 Jahren bei einem Restwert von 60% vereinfacht
wieder à jour gebracht werden, nach zeitgemäss adaptierten Raum- und Gebäudetechnikkriterien. So lassen sich mehrere
40jahres - Zyklen aneinanderreihen, was zu enormen Einsparungen bezüglich Rohstoffen, Energie, Grauer Energie, CO2 und finanzieller Mittel führt: Nachhaltigkeit.
|
_Return On Investment: Die vorgenannten Nutzen – Integrierter Planungsprozess, Industrieller Bauprozess,
Wandlungsfähigkeit, geordnetes Recycling und Nachhaltigkeit - kumulieren sich bei einem nach Modell UNAS erstellten
Gebäude zu einem höheren Return on Investment im Vergleich zu einem Gebäude konventioneller Bauart.
Die Projektentwicklung eines nach Modell UNAS erstelltes Gebäude lohnt sich, da die gegenüber einem Gebäude
konventioneller Bauart ausgewiesene Zukunftsfähigkeit bei gleichen Erstellungskosten von den Investoren honoriert wird.
Dies gilt insbesondere für institutionelle Anleger mit "Buy-and-Hold" Strategie, welche das Gebäude über lange Zeit im Portfolio halten.
|
TECHNIK
|
Der Schlüssel zur Wandlungsfähigkeit eines Gebäudes nach Modell UNAS liegt im Zusammenspiel der
Eigenschaft seines Tragwerks als generisches Leitungstrassee, den organisierten Lagebeziehungen zur Medienführung
und der dezentralen, modularen Gebäudetechnik. Die entsprechenden Entwicklungsschritte wurden unter der generalistischen
Führung von Architekten durch Tragwerks- und Gebäudetechnikingenieure sowie Bauphysiker erbracht.
Zentrale Entwicklungsschwerpunkte waren die Ausbildung eines Stahlskelettes, welches nebst seiner angestammten Eigenschaft als
Tragstruktur die zugängliche Führung von Medienleitungen aufzunehmen hatte, korrespondierende Deckenelemente,
Brand- und Schallschutzlösungen sowie eine dezentrale, modular aufgebaute Gebäudetechnikkonzeption.
Nachweise der Wandlungsfähigkeit innerhalb eines breiten Nutzungsspektrums, der Bewilligungsfähigkeit und
der Einhaltung der einschlägigen Normen bestätigen den angestrebten Entwicklungsstand. Heute bestehen
vielfältige Variationsmöglichkeiten betreffend Konfiguration des Skelettes, der Deckenelemente und der Gebäudetechnik,
was einer differenzierten Spezifizierung am konkreten Projekt zu Gute kommt.
|
ANWENDUNGEN
|
Der Anwendungsbereich nach Modell UNAS konzipierter Gebäude erstreckt sich idealerweise auf mittlere bis
grosse Projekte. Angefangen von einer einfachen, linearen Gebäudeform, kann diese mäandriert werden,
können städtische Blocks gebildet, Hochhäuser projektiert oder grosse urbane Komplexe konfiguriert
werden. Dies prädestiniert den Einsatz in Stadttexten des 19. Jahrhunderts ebenso wie in zeitgenössischen
Stadterweiterungen, in Arealen für Forschung und Entwicklung, bei Verwaltungsbauten und Spitälern und deren
Pflegeeinrichtungen. Nach einer Reihe von Studien- und Testprojekten, welche der Konfiguration spezifischer Lösungen
städtebaulicher, architektonischer, struktureller und wandlungstechnischer Fragestellungen diente, bestehen
heute mehrere konkrete Anwendungsprojekte.
|
AUSBLICK
|
Der Wissenszuwachs aus der baulichen Umsetzung des Modells befördert dessen Evolution.
Das Ziel ist, die Technologie der Planergemeinde zugänglich zu machen und diese dabei in den
Innovationsprozess einzubinden, via webbasiertem Konfigurator oder als Erweiterung bestehender
BIM Software. Die Vortragstätigkeit über das Modell UNAS an Hochschulen und Forschungsinstituten
in der Schweiz und in Europa sowie Kooperationen mit Industriepartnern befruchten die Entwicklung und eröffnen weit reichende Perspektiven.
|
|